Idee:

Mit einem trojanischen T-Shirt, im Neonazi-Jargon T-Hemd, hat Exit-Deutschland in diesem Sommer in der rechtsradikalen Szene für Aufsehen gesorgt. Auf dem von der NPD organisierten Rechtsrock-Festival „Rock für Deutschland“ im thüringischen Gera wurden von Exit eingeschleuste T-Shirts verteilt. Modell: martialischer Style mit Totenkopf und „Hardcore-Rebellen – National und Frei“-Aufschrift. Da griffen viele Neonazis gerne zu. Zu Hause dann, nach dem ersten Waschgang offenbarte sich die wahre Botschaft der Shirts. Von Totenkopf und Rebellen keine Spur mehr, stattdessen war auf dem Stoff zu lesen: „Was Dein T-Shirt kann, kannst Du auch – wir helfen Dir, Dich vom Rechtsextremismus zu lösen. Es folgten die Kontaktdaten der Aussteigerinitiative Exit. Dieses Mal nicht abwaschbar. Eine Mechanik, die die Druckerei vor eine Herausforderung stellte. Denn es galt einen Materialmix zu finden, bei dem sich der oberste Aufdruck nicht gleich beim ersten Regenschauer abwäscht. Nach 50 T-Shirt-Drucken war die perfekte Mischung dafür gefunden.

Insgesamt waren es 250 T-Shirts, die dem Thüringer Landesverband der NPD vor dem Konzert über einen Strohmann zugeschickt worden waren – getarnt als Kleiderspende eines angeblichen Rechtsextremisten. „Wir müssen neue Wege finden, wie wir mit der rechtsradikalen Szene umgehen“, erklärt Exit-Deutschland-Gründer Bernd Wagner die Aktion. „Die klassischen Ausgrenzungsmechanismen bringen nichts. Mit Witz und Ironie sind wir hier besser aufgestellt. Außerdem müssen wir agieren statt immer nur zu reagieren“, so Wagner weiter.

Wirkung:

24 Stunden nach dem Festival wurden in der Szene die ersten SMS-Warnungen mit „Achtung Fälschung!“ verschickt. Über mehrere Verteiler wurde vor dem T-Shirt gewarnt und so das Ganze über das Konzert hinaus publik gemacht. „Damit haben die Neonazis unsere Aktion sogar noch viral fortgesetzt“, freut sich Wagner. Auch in Tageszeitungen, Magazinen und Nachrichtensendungen wurde über die Guerilla-Aktion berichtet. Eine Kampagne, mit der Exit seine Botschaft direkt ins Milieu getragen hat. „Natürlich bringen wir damit keinen Rechtsradikalen dazu, von heute auf morgen seine Ideologie zu überdenken“, erklärt Wagner. „Aber unser Name verankert sich in den Köpfen. Und vielleicht wird sich der ein oder andere im entscheidenden Moment an uns erinnern“, so Wagner weiter.

Finanziert wurde die Aktion laut Exit von einem Marketing-Experten aus Hamburg, der jedoch anonym bleiben möchte. Die Idee stammt von der Aussteigerinitiative – und so die Macher: Der Trojaner war nicht die letzte Aktion.

www.exit-deutschland.de 

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