Ob mit Marderschreck, Schutzengel oder Kuscheltier „Stinkkartoffel“, ob im Rahmen von Beratungsgesprächen oder beim Sport-Sponsoring – Versicherungen nutzen Werbeartikel auf vielfältige Weise. Egal, wie die Ideen auch konkret umgesetzt werden – sie alle machen unsichtbare Produkte buchstäblich begreifbar.

ProvinzialPaulchenChristian - Auf Nummer sicher

Ein besonderes Markenzeichen der Provenzial ist seit einigen Jahren Paulchen bzw. in der weiblichen Form Paulinchen, eine Plüschfigur mit Flügeln.

Wäre Versicherungsschutz sichtbar, würde man ihm auf Schritt und Tritt begegnen: an jedem Auto, an jedem Gebäude der Stadt, in jedem Unternehmen und an fast jedem Passanten. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zählte im Jahr 2015 bei seinen 450 Mitgliedern rund 429 Mio. Erstversicherungsverträge. Eine immense Zahl, die unterstreicht, dass die Versicherungsbranche mit Beitragseinnahmen von fast 7% des Bruttoinlandsproduktes zu einem der bedeutendsten Wirtschaftszweige in Deutschland gehört. Dabei ist es schon paradox: Fast jeder hat sogar mehr als eine Versicherung – nutzen aber will man nicht alle, denn z.B. Schadenversicherungen werden ja nur für den Notfall abgeschlossen.

Ob nun Rechtsschutz, Unfall, Hausrat oder Rente – eines haben allerdings alle Versicherungen gemein: Sie dienen der eigenen Beruhigung. Und damit aus diesem „guten Gefühl“ auch tatsächlich etwas Fühlbares wird, setzen viele Versicherungsanbieter auf haptische Unterstützung. Laut Holger Holetzek, Leiter Verkaufsförderung Vertriebspartner bei Ergo, ist sie unerlässlich: „Haptische Werbung ist für uns als Versicherer wichtig. Werbeartikel werden von ihren Besitzern über einen längeren Zeitraum genutzt. Sie erinnern so immer wieder an die Marke und sind daher besonders werbeeffizient. Ein hochwertiger, sympathischer Werbeartikel kann den Vermittler positiv unterstützen – vom Türöffner in der Akquise über den Beratungsprozess bis zum Giveaway für langjährige Kunden.“ Klassische Streuartikel wie Kugelschreiber, Feuerzeuge, Haftnotizen und USB-Sticks kommen bei dem Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf am häufigsten zum Einsatz. Ein Trend hat sich dabei in der letzten Zeit allerdings herauskristallisiert: Vermittler fragen vermehrt nach Werbeartikeln mit Personalisierungsmöglichkeit. Holetzek: „Alle eingesetzten Produkte sind handlich, selbsterklärend und einfach in Nutzen und Funktion.“ Wenn möglich, sollen sie einen direkten Bezug zu Versicherungsprodukten haben wie z.B. Fenster- und Balkonsicherungen für die Kinderunfallversicherung.

DEVKTatkrafttage2 - Auf Nummer sicher

„DEVK. Gesagt. Getan. Geholfen.“ – Dieser Slogan wird bei den Tatkraft-Tagen sichtbar.

BarmeniaEiskratzer 1 - Auf Nummer sicher

Die Barmenia zeigt sich mit Giveaways als Begleiter in vielen Lebenssituationen.

Sympathiepunkte sammeln

Apropos Kinder: Wächst die Familie, nimmt das Sicherheitsbedürfnis i.d.R. zu. Viele Werbeartikel zielen deshalb auf die Kinder der Kunden ab – wie der eigens angefertigte Kuscheltier-Elefant im Ergo-Unternehmensfarbton Rot. Dass die Sicherheit des Spielzeugs einwandfrei ist, spielt dabei eine große Rolle. Auch Nicole Büttgenbach, bei der Provinzial Rheinland im Bereich Zentrales Produktmanagement und Vertriebspartnerservice zuständig, legt hierauf ihr besonderes Augenmerk. „Ich stelle gerade die Artikel für ein Baby-Paket zusammen, das die Vertriebsmitarbeiter bei Geburten an Kunden weitergeben können. Gerade da muss man auf Qualität achten. Ein Söckchen, das nicht zu 100% aus Baumwolle besteht, könnten wir z.B. nicht verwenden.“ Die Provinzial Rheinland wirbt eher dezent und hat statt des eigenen Namens als Logo gelbe Flügel auf der CI-Farbe Grün etabliert. „Die Flügel sind unser Erkennungsmerkmal. Wenn beim Düsseldorf-Marathon viele grüne Läufer an den Start gehen, ist das sehr auffällig und auch von Seiten der Innen- und Außendienstmitarbeiter ein Statement.“

Ein besonderes Markenzeichen der Provinzial – und auch mit Flügeln ausgestattet – ist seit einigen Jahren Paulchen bzw. in der weiblichen Form Paulinchen, eine Plüschfigur, die es in verschiedenen Versionen, etwa als Bauarbeiter und Fußballer, gibt. Bei Fußball- Turnieren z.B. werden die Maskottchen an Kinder verteilt, „die sich darüber jedes Mal diebisch freuen“, so Büttgenbach. „Paulchen ist ein Sympathieträger und wird eng mit unserem Unternehmen verknüpft, ähnlich wie der Bärenmarke-Bär mit der Milch. Wenn wir als sympathische Versicherung wahrgenommen werden, ist das zwar nicht wirklich messbar, aber es ist schon viel erreicht.“ Mittlerweile geht Paulchen sogar auf Tour durch Kindergärten. Der aus dem Kinderfernsehen bekannte Moderator Christian Bahrmann führt dann mit der Handpuppe ein Stück zur Verkehrserziehung auf – der Schutzgedanke und das Thema Sicherheit werden somit haptisch perfekt umgesetzt.

Kundennähe demonstrieren

Nah am Kunden zu sein – das ist das Ziel aller Versicherungsunternehmen. Kein Marketinginstrument kann diese Botschaft so gut transportieren wie haptische Werbung. Ein Paradebeispiel für Nähe, ausgedrückt durch einen personalisierten Werbeartikel, hat z.B. vor knapp drei Jahren die R+V Versicherung geliefert: Im Rahmen einer Imagekampagne war der Wunsch entstanden, die Themen Sicherheit und das Sich-gut-aufgehoben-Fühlen begreifbar zu machen. Doch wie sieht Geborgenheit aus? Eine Möglichkeit ist, sich ankuscheln zu können, entschied man bei der R+V und nutzte Social Media-Kanäle für eine Aktion, die viel Response brachte: Auf der Unternehmens-Facebook-Seite konnten Eltern, Paten oder Großeltern von Kindern gemalte Phantasiewesen hochladen. Nutzer konnten dann ihre Likes für „Stinkkartoffel“, „Kalle“, „Monsti“ & Co. – wie die Kinder ihre Zeichnungen selbst genannt hatten – vergeben. Die zehn beliebtesten Kinderzeichnungen verwandelte eine Näherin dann jeweils in ein echtes Kuscheltier, das das jeweilige Gewinnerkind in die Arme nehmen konnte. Drei der sogenannten Geborgis wurden sogar persönlich überreicht. Videos zum Making-of der Kuscheltiere und zum Einzug der Geborgis in ihr neues Zuhause begleiteten die Kampagne. Der Erfolg war enorm: 121 Bilder wurden zugelassen; mehr als 461.000 aktive Kontakte konnte man bei der R+V im Zusammenhang mit der Aktion zählen. „Hier wurde aus Kinderphantasie Realität zum Anfassen. Da soll noch mal einer sagen, Träume können nicht wahr werden“, schmunzelt Monika Brückner vom Markenmanagement der R+V. „Die Kinder und ihre Eltern haben sich sehr gefreut, und uns hat es auch unglaublich viel Spaß gemacht. Als wir die Kiste mit den höchst individuellen Geborgis aufgemacht haben, war das ein toller Moment.“ Die Kampagne transportierte noch dazu perfekt das Selbstverständnis des Versicherers der genossenschaftlichen Finanzgruppe: „Von Mensch zu Mensch steht bei uns im Fokus. Wir sind den Werten der genossenschaftlichen Gemeinschaft verpflichtet, d.h. wir sind engagiert, familienorientiert und mit Herzblut dabei. Das kam bei der Aktion zum Ausdruck.“

RUV2 - Auf Nummer sicher
RUV1 - Auf Nummer sicher
Geborgenheit ist kuschelig, entschied die R+V und rief eine Kampagne ins Leben, bei der eine Näherin aus Kinderzeichnungen Kuscheltier-Unikate zum Liebhaben anfertigte (hier die „Stinkkartoffel“).

Problemlöser und Alltagshelfer

Auch bei den DEVK Versicherungen sind Werbeartikel ein wichtiges Marketinginstrument. Rund 120 Produkte hat das Unternehmen in seinem Sortiment für die Vertriebspartner. Viele Artikel werden passend zu aktuellen Kampagnen ausgewählt. „Die Erinnerungskraft von Werbeartikeln sollte man nicht unterschätzen“, betont Gabriele Walker vom Bereich Unternehmenskommunikation und Direktvertrieb bei der DEVK. „Nach Möglichkeit sollen sie Emotionen wecken und tagtäglich im Einsatz sein. Auch auf die Nachhaltigkeit der eingesetzten Produkte achten wir verstärkt, da dieses Thema für unser Unternehmen enorm wichtig ist.“ Tatkraft gehört laut Walker zur Unternehmensphilosophie. Aus diesem Grund startet der Versicherer regelmäßig sogenannte Tatkraft-Tage, bei denen Mitarbeiter bei sozialen Projekten mit anpacken und z.B. Seniorenheime verschönern oder Spielplätze kernsanieren. Meist sind die Mitarbeiter der DEVK bei Events und Sponsoring-Aktivitäten mit gebrandeten, CI-gerechten T-Shirts und Sailing-Jacken ausgestattet. Das Unternehmen, das mit dem Slogan „DEVK. Gesagt. Getan. Geholfen.“ wirbt, versteht sich als Problemlöser und zeigt mit Werbeartikeln, dass es mitdenkt – wie im letzten Sommer, als der Schadenbereich diejenigen Kunden anschrieb, die schon einmal einen Marderschaden gemeldet hatten. Ihnen wurde die Marder-Card angeboten, deren Geruch Nager aus dem Motorraum des Pkw vertreibt. „Das Signal war: Wir rechnen nicht nur den Schaden ab, sondern denken weiter und wollen unseren Kunden Ärger ersparen“, sagt Walker. „Die Resonanz war durchweg positiv; laut unserem Schadenbereich waren die Kunden sehr dankbar.“ Mittlerweile ist die Marder-Card fester Bestandteil des Werbeartikelsortiments. Ob Taschenschirm, Reiseadapter oder Silikon-Kronkorken als Insektenschutz – die Botschaft ist klar: „Unsere Werbeartikel sollen praktische Helfer für den Alltag sein.“

Der Schutzgedanke spielt auch bei der HUK-Coburg eine große Rolle und wird hier haptisch umgesetzt: Die Versicherung, die eine Burg im Logo führt, setzt als Kinderspielzeug z.B. einen Ritterschild ein. Auch die anderen gegenständlichen Werbeträger orientieren sich an dem Unternehmensziel, Schutz zu bieten: Warnwesten, Gurtschneider, Pflasterbox, Verbandskasten etc. „Neben einem direkten und persönlichen Nutzen für den Kunden begleiten ihn manche Werbeartikel im Tagesablauf. Dadurch wird auch sein persönliches Umfeld auf die Marke aufmerksam“, sagt Holger Brendel aus der Abteilung Unternehmenskommunikation. Im Falle der Barmenia füllt dieses „Umfeld“ gleich ein ganzes Stadion: Seit der Saison 2016/2017 ist die Versicherung nämlich Haupt- und Trikotsponsor des Fußball-Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen. Wenn Stars wie Julian Brandt oder Jonathan Tah im gebrandeten Shirt über den Rasen laufen, erhofft sich das Unternehmen positive Effekte für das eigene Image: „Der Einstieg bei einem deutschen Top-Club und Champions-League-Teilnehmer verdeutlicht den klaren Ehrgeiz und die Ambition, nicht nur in unserem ureigenen Geschäftsfeld eine Spitzenposition einzunehmen. Seit jetzt sieben Jahren in Folge ist Leverkusen Stammkraft im europäischen Fußball, fünf Mal davon als Mitglied der Königsklasse“, sagt Barmenia-Vorstand Frank Lamsfuß, und Barmenia-Chef Andreas Eurich fügt hinzu: „Das geht nur mit Kompetenz, Kraft, Ausdauer und Visionen. Auch wir haben uns mit unseren rund 3.500 Mitarbeitern diesen Attributen verschrieben.“ Doch auch abseits des Sponsorings setzt die Barmenia auf Werbeartikel, die direkt in den Händen des Kunden landen sollen. Saisonale Artikel wie Frisbeescheiben, Wasserbälle, Brettspiele oder Beachvolleyballsets werden dabei thematisch passend zu Versicherungsprodukten wie der Reiseversicherung herausgegeben. „Ich bin davon überzeugt, dass Haptisches im Marketing eine Schlüsselrolle spielt. Aber die Qualität ist dabei für uns entscheidend. Wenn wir transportieren wollen, dass wir eine gute Marke sind, müssen wir als Werbeartikel auch Produkte einsetzen, die gut sind“, ist Michael Kirschner von der Abteilung Werbung und Verkaufsförderung bei der Barmenia überzeugt.

Werbeartikel sind eben für die Versicherungsbranche eine Chance, sich zu zeigen – obwohl oder gerade weil das Produkt selbst unsichtbar ist. Intelligent eingesetzt, unterstreicht haptische Werbung so die Unternehmensbotschaft: Versicherungen wollen sich als Begleiter in allen Lebenssituationen präsentieren, dem die Kunden vertrauen können. Dabei drücken die Artikel Nähe aus und helfen, das Unternehmensimage positiv hervorzuheben. Wie heißt es doch so schön: „Trau, schau wem.“

// Rebecca Klug

Bildquelle: Provinzial Rheinland (1); DEVK (1); R+V (2); Barmenia (1)

 

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