Urzeitkrebse gehörten in die Kindheiten der 1970er und 1980er Jahre wie Bonanza-Räder, Monchhichis und Capri-Sonne. Hunderttausende kleiner Leser erweckten die Krebseier, die als Onpacks auf der Kinderzeitschrift Yps klebten, in Wassergläsern zum Leben, und ließen sie dort dümpeln, bis ihre genervten Mütter sie in der Toilette entsorgten. Mit den Urzeitkrebsen und ähnlichen Gimmicks wurde Yps einst Kult – ein Status, der bis heute nicht verblasst ist. Im Oktober 2012 kehrte die Zeitschriften-Legende zurück, nun für die mit Yps zusammen erwachsen gewordenen 30- bis 45-Jährigen.

yps - Die Rückkehr der Urzeitkrebse

 Vor allem die Gadgets auf dem Cover der Yps-Zeitschriften waren es, die von 1975 bis 2000 Woche für Woche bis zu 400.000 kleine Abenteurer und Forscher ihr Taschengeld an die Zeitschriftenkioske der Republik tragen ließen: Heft Nr. 1 lag ein kleines Schleuder-Katapult aus Kunststoff bei. Aber auch Solarzeppeline, Mammut-Skelette, Ferngläser zum Falten oder Blasrohre, die um die Ecke schießen konnten, übten eine magische Anziehungskraft auf die junge Zielgruppe aus.
Manche Gimmicks wurden kontrovers diskutiert: z. B. gab es in Heft Nr. 263 (Oktober 1980) drei echte tote Tropen-Schmetterlinge in Kästen, und bei den „mexikanischen Springbohnen“ sorgten lebende Mottenlarven dafür, dass die Bohnen sprangen. Spezialausgaben von Yps hatten auch höherwertige Gimmicks als Onpacks, z. B. ein Mittelwellen-Radio zum Selberbauen oder kleinere Modellbausätze wie die Marsraupe. Das mit Abstand beliebteste Gimmick waren allerdings die Urzeitkrebse: Insgesamt 21 Mal lagen sie verschiedenen Ausgaben der Yps-Hefte bei – klar, dass sie auch auf der ersten Ausgabe des wiederauferstandenen Magazins Pflicht waren.
Das Testheft vor dem eigentlichen Relaunch von Yps erschien im Oktober 2012 mit einer Auflage von 120.000 Exemplaren im angestammten Egmont Ehapa Verlag – und war innerhalb weniger Tage vergriffen. Die Themen sind zwar mit den Lesern erwachsen geworden, sich aber dennoch treu geblieben: „Mit 35 noch Geheimagent werden – wie geht das eigentlich?“ wird ebenso gefragt, wie nach den „Helden von einst“, z.B. Ex-Schwimmstar Michael Groß. Andere Themen kommen aus den Bereichen Mode, Automobil und Technik, ihren Stammplatz behalten haben die Comics, die etwa ein Drittel des Heftes ausmachen.
Dafür, dass der Geist von Yps die immer schon vor allem männliche Zielgruppe von heute erfasst, soll Chefredakteur Christian Kallenberg sorgen, der u.a. von 2005 bis 2010 das Magazin FHM betreute und daher wissen muss, was das Kind im Manne sich wünscht. Facebook-Aktivitäten, Apps und Werbespots auf DMAX, RTL Nitro oder Animal Planet zeugen davon, dass Yps zwar Retro, die Vermarktung aber State of the Art ist.
Bereits 2005 und 2006 hatte es Wiederbelegungsversuche des Titels gegeben, die sich allerdings auf eine (2005) bzw. drei (2006) Ausgaben beschränkten. Das soll diesmal anders werden, daher hat man nach der Testausgabe eine Leserbefragung gestartet und die Wünsche der Leser gezielt abgefragt. Geplant sind nun vier Ausgaben im Jahr mit jeweils von Heft zu Heft entschiedener Druckauflage. Am 14. März 2013 erschien die erste reguläre Ausgabe von Yps, für die Zukunft ist neben den Gimmicks auf den Heften auch Yps-Merchandise angedacht. Die Lizenzvermarktung der Marke Yps hat Endemol Deutschland übernommen. „Wir sind für alle Vorschläge offen, freuen uns aber besonders, wenn die Produkte einen Bezug zu Yps haben, etwa eine Kaffeetasse, die je nach Temperatur des Inhalts die Farbe ändert“, so Chefredakteur Kallenberg.
Auf der Facebook-Seite der Zeitschrift betreiben gut 95.000 Fans neben Fachsimpelei über das Yps-Revival schon jetzt schwunghaften Handel – mit Ausgaben von damals und mit Gimmicks, die über die Jahre aus Kinderzimmern in Keller umgelagert wurden und nun wieder ausgegraben werden. Die wahren Schätze der Kindheit schmeißt man eben nicht weg.

//Brit München

www.yps.de

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